Brauche ich eine repräsentative (Zufalls)stichprobe?

Ein anderes Thema als der Stichprobenumfang ist die Repräsentativität einer Stichprobe. Repräsentativität bezieht sich immer auf eine bestimmte Population/Grundgesamtheit (die in der Forschungspraxis oft gar nicht näher definiert ist). Wenn Ihre Stichprobe aus einer zufällig ausgewählten Hälfte aller WU-Studierenden besteht, haben Sie zweifelsfrei eine große Stichprobe. Für die Population "WU-Studierende" ist diese Stichprobe wohl auch repräsentativ. Für die Population "österreichische Student:innen" wird es schon schwieriger. Für eine nicht näher definierte Population ("Weltbevölkerung", "Menschen im Allgemeinen" o.ä.) ist die Repräsentativität bezüglich zahlreicher Merkmale (Alter, sozioökonomischer Status, kulturelle Prägung, Bildungsgrad etc.) sicher nicht gegeben. Wie problematisch das ist, hängt von der Diskrepanz zwischen Population und Stichprobe und auch sehr von der untersuchten Forschungsfrage ab und muss im Einzelfall beurteilt werden. Kurz gesagt: Allzu hohe Repräsentativitätsansprüche werden sich in der Praxis kaum erfüllen lassen. Wenn Ihre Stichprobe nicht offensichtlich für Ihre Forschungsfrage ungeeignet ist und Sie diesbezügliche Caveats in der Arbeit ansprechen und bei der Interpretation berücksichtigen, werden sich daraus für die Qualität (und folglich Beurteilung) der Arbeit keine Probleme ergeben.

Literatur

Bortz, Jürgen & Döring, Nicola. Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. Wiesbaden: Springer