Was ist der Unterschied zwischen qualitativer und interpretativer Forschung?

Qualitative Forschung ist gemeinhin der Überbegriff zu allen nicht standardisierten empirischen Verfahren. Dazu gehören alle Verfahren auf dem Kontinuum zwischen inhaltsanalytischen und hermeneutischen Verfahren, die auf diesem Kontinuum durchaus sehr unterschiedliche Methodologien repräsentieren.

Interpretative Verfahren, etwa die Grounded Theory oder hermeneutische Verfahren, basieren auf den Grundannahmen interpretativer Theorie, d.h. sie hat die Wurzeln im amerikanischen Pragmatismus, dem symbolischen Interaktionismus und der Wissenssoziologie. Manche Methoden verbinden diese theoretischen Grundlagen auch mit der Systemtheorie, etwa die Feinstrukturanalyse.

Die theoretischen Grundlagen haben Einfluss sowohl auf die gewünschte Ergebnisebene (Sinnebene, latente Strukuren) als auch auf die Haltung gegenüber dem Datenmaterial (etwa akribische Sprachfokussierung in den hermeneutischen Verfahren). Den interpretativen Verfahren gemein ist, dass sie sich nicht auf eine rein manifeste Ebene in der Analyse des Text- und Bildmaterials beziehen (also keine Subsumptionslogik verfolgen).

Die dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack etwa verfolgt explizit keinen interpretativen Zugang (sondern ordnet sich der Praxistheorie zu). Sie ist jedoch mit Sicherheit eine qualitative Methode. Ähnliches gilt für inhaltsanalytische Verfahren. Sie sind nicht interpretativ aber qualitativ.

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